Andreas Hopfgarten
POORLY PAINTED PARAPHERNALIA
01.-29.04.2023
Borealismus ist eine Form des Exotismus bei der den nördlichen Regionen und Kulturen der Erde, insbesondere den nordischen und arktischen Regionen, Stereotypen auferlegt werden. Der Begriff stammt von dem lateinischen Wort borealis (der Norden) ab und ist eine Aneignung des Begriffs Orientalismus von Edward Said.
Auch Island erfährt immer wieder Formen dieser Exotisierung. Insbesondere dessen „außerirdische“ Landschaft dient hier zunehmend als Vehikel für Romantisierung und wird von Islands eigener Tourismusindustrie auch dahingehend angepriesen. Insbesondere unter Outdoor-Enthusiast*innen erfreut sich Islands unberührte, weitläufige Landschaft großer Beliebtheit.
Borealismus oder um genauer zu sein der Begriff „borreal“ tritt ab dem 20. Jahrhundert zudem vermehrt in der Politik auf. Vertreter*innen rechtsextremer Bewegungen nutzen ihn, um die Überlegenheit eines weißen Europas euphemistisch zu umschreiben. Diese Bewegungen gehen wiederum Hand in Hand mit einer romantisierten Sicht auf Wikinger, die heutzutage oft für eine weiße Überlegenheit und eine sehnlichst vermisste Form von Männlichkeit zweckentfremdet werden.
Andreas Hopfgarten (*1987) ist ein deutscher bildender Künstler und Fotograf aus Hamburg. Seine auf Recherche basierte Praxis verbindet das Private mit kollektiver Geschichte und nutzt dabei fotografische Erzählstrategien, installative, filmische und skulpturale Ansätze. Die Arbeiten von Andreas Hopfgarten wurden unter anderem im Haus der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg, im NRW Forum, Düsseldorf, im Goethe-Institut Nicosia, Zypern, im Deutschen Historischen Museum, Berlin und im Einar Jónsson Museum, Reykjavik, Island gezeigt.
METAMORPHOSEN
17.09.-16.10.2022
METAMORPHOSEN bringt Werke der Fotografin Dorothea Tuch, des Modedesigners Michael Sontag und des Fotografen Christian Schwarzenberg sowie von Janusz Beck, Julia Steinigeweg, Daniel Feistenauer und Maren Katerbau zusammen.
In den ausgestellten Fotografien finden Verwandlungen statt, werden Geschlechterbilder hinterfragt, es verwandeln sich Kunst in Natur und Natur in Technik oder es werden Grenzgänge ausprobiert: zwischen Mode und Fotografie, zwischennatürlicher Landschaft, menschlicher und mythischer Prägung. Dorothea Tuch fotografiert seit Jahren Theater-und Tanzinszenierungen. Ihre Arbeit"Fluid", das Titelbild der Ausstellung, spielt mit dem Aufeinanderprallen von Natur, Mensch und Technik. Michael Sontag sieht Modedesign als etwas Ganzheitliches an, das sich beständig über Jahre entwickelt und nicht sprunghaft von Kollektion zu Kollektion. Seine Arbeiten stehen für Klarheit, handwerkliches Können und Experimente mit hochwertigen Materialien, satten Farben und mini-malistischen Formen. In der Fotoserie "Gradient" von Christian Schwarzenberg werden Kleidungs-stücke aus 15 Jahren am menschlichen Körper in Szene gesetzt, vor offenem Himmel oder gestalteten Stoff-und Papierwänden festgehalten. Julia Steinigeweg unbetitelte Arbeit zeigt eine rätsel-hafte Rückenansicht: Mensch oder Maschine, Automat oder Cyborg, es bleibt im Dunkeln. Auch in Daniel Feistenauers Fotografien ver-schwimmen die Grenzen. Typisch "männliches" und"weibliches" geht fluide ineinander über und fordert heraus zum Nachdenken über angestammte Normen. Janusz Beck setzt sich in seinen Arbeiten mit der Dokumentationvon architektonischen, politischen und soziokulturellen Kontexten im ländlichen und suburbanen Raum auseinander. Seine Arbeit "Hart" geht einem deutschen Mythos auf den Grund: deutsche Berge und Wälder, mitten im Harz, in denen das wechselseitige Wirken von Mensch und Natur spürbar wird. Auch Maren Katerbaus Arbeit "Hemsby" untersuchtdie Wechselwirkungen von menschlicher Zivilisation und Naturgewalt: sie entwirft das Porträt eines Dorfes an der Küste Norfolks, das durch den steigenden Meeresspiegel langsam aber unaufhaltsam versinkt.
ZWEITAKT
04.06.-19.06.2022
Simson ist bis heute ein Synonym für die Motorroller und Mopeds aus Suhl. 1990 scheiterten alle Versuche, das Simson-Werk in Suhl am Leben zu halten. Zahlreiche Mitarbeiter verloren damals ihre berufliche Heimat. Simson-Ingenieure und -Designer versuchten sich trotzdem mit neuen Modellen in Ost und Westdeutschland am Markt zu behaupten. Eine echte Chance bekamen sie aber zu dieser Zeit nicht mehr. 2002 musste das Fahrzeugwerk endgültig schließen.
Eine Ausnahmeregelung zur Geschwindigkeitsfreigrenze von bis zu 60km/h rettete nach der Wiedervereinigung zahlreiche Simson
2-Takt-Modelle vor der Verschrottung. Dabei ist der Hype um das Kleinkraftrad kein „Ostalgie“-Phänomen. Kaum ein DDR-Erzeugnis erfreute sich unter den Westdeutschen bereits kurz nach der Wende so großer Beliebtheit. Mit seinem unverwechselbaren Design avancierte das Moped schnell zu einer Stilikone, die in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen ein Lebensgefühl von jugendlicher Freiheit und Großstadtflair versprach.
Simson-Ersatzteilhändler gründeten ihre Unternehmen und steigern von Jahr zu Jahr ihren Umsatz. Dreißig Jahre nach der Wieder-vereinigung sind daher, mit zunehmender Tendenz, mehr Simson-Mopeds auf deutschen Stassen unterwegs als zu DDR Zeiten. Der Kult um das durch viele Varianten gekennzeichnete Simson-Moped aus Suhl wächst ungebremst und scheint, je weiter das Ende der DDR in die Ferne rückt, nur noch mehr Menschen in seinen Bann zu ziehen.
Maren Katerbau hat der „Simme“, wie das Moped auch liebevoll genannt wird, nun ein fotografisches Denkmal gesetzt. Sie hat Simson-Freunde überall zwischen München und Stralsund aufgesucht und porträtiert. Herausgekommen ist eine liebevolle Hommage nicht nur an die „Simme“, sondern auch an ihre treuen Besitzer.